Die Hinweise gingen bei den Fahndern des Dezernates 62 im LKA schon vor Monaten ein. Karo S. und Arthur Z. (*Namen geändert) sollen im großen Stil mit Drogen handeln. Was an dieser Information besonders brisant war: die Beiden sind für die Mafia-Fahnder in Thüringen keine Unbekannten. Denn sie waren auch bei der Schießerei zwischen armenischen Mafia-Clans im Juli 2014 dabei. Damals wurden mehr als 20 Schüsse abgefeuert. Zwei Männer wurden schwer verletzt.
35 kg Marihuana gefunden
Nun klickten gestern bei dem 31-jährigen armenischen Autohändler Arthur Z. und beim 26-jährigen Karo S. die Handschellen. Beide werden von den Ermittlern einem armenischen Mafia-Clan in Erfurt zugerechnet. Sie sollen mit Drogen gehandelt haben. 35 Kilo Marihuana wurden bei den Razzien gefunden.
Beide Männer sollen, laut internen Akten, bereits eine kriminelle Karriere hinter sich haben. Die nahm ihren Anfang vor knapp 10 Jahren in einer Streetgang in Erfurt. Mehr als ein Dutzend junge Männer aus Armenien hatten sich unter dem Namen "Joker" zusammengeschlossen. Ihr mutmaßliches Geschäft: Schutzgelderpressung, Raub und Drogenhandel. Mit dabei Arthur Z. und Karo S.. S. galt für die Fahnder damals als einer der führenden Köpfe der Gang.
Mafia-Schießerei in Spielothek
Einige Jahre später löste "Joker" sich auf, doch die beiden Männer blieben in ihren kriminellen Strukturen scheinbar weiter aktiv. Bis zur der Juli-Nacht 2014, als in einer Erfurter Spielothek die Mafia-Schießerei ausbrach. Deren Ursachen bis heute immer noch nicht genau geklärt sind. Z. und S. kamen mit neun anderen mutmaßlichen armenischen Mafia-Mitgliedern vor Gericht. Für beide endete es glimpflich, das Verfahren gegen sie wurde eingestellt. Auf den Überwachungsvideos vor und in der Spielothek sind sie beide deutlich zu erkennen. S. soll sogar eine Waffe in der Hand gehabt haben. Letztendlich konnte aber eine Schussabgabe bei beiden nicht eindeutig geklärt werden.
Doch noch während des Mafia-Verfahren am Landgericht Erfurt lief, kam es im Juni 2016 in Erfurt erneut zu einer Auseinandersetzung. Vor einem Nachtclub gingen mutmaßliche armenische Mafia-Mitglieder auf moldawischen Clanmitglieder los. Laut internen Polizeiakten, die MDR THÜRINGEN vorliegen, war auch Arthur Z. dabei.
Bislang kein Durchbruch
Seit Dienstag sitzen er und S. nun in Untersuchungshaft. Diesmal konnte das LKA in eines der wichtigsten Geschäfte der armenischen Mafia eindringen: den Drogenhandel. Nach MDR THÜRINGEN-Informationen hatten die Ermittler schon lange den Verdacht, dass die armenischen Clans in Thüringen Drogen verkaufen, doch ein echter Durchbruch gelang bisher nicht. Die Ermittlungen dürften innerhalb der Clans für Unruhe sorgen. Ein hochrangiger Fahnder sagte, solche Festnahmen sorgten für Unruhe in den Mafia-Gruppen, besonders bei den Bossen. Denn sie müssen weitere Ermittlungen und damit jede Menge Ärger fürchten.
"Kampf gegen Diebe im Gesetz"
Der Thüringer Schlag gegen die armenische Mafia dürfte auch beim Bundeskriminalamt (BKA) und bei anderen Landeskriminalämtern aufmerksam verfolgt worden sein. Anfang November hatten der SPIEGEL und MDR THÜRINGEN Informationen über ein großes Verfahren gegen die armenische Mafia in Deutschland öffentlich gemacht. Unter dem Codenamen FATIL ("Fight Against Thieves In Law", "Kampf gegen Diebe im Gesetz") wurde knapp vier Jahre ermittelt. Bei den "Dieben im Gesetz" handelt es sich um die Bosse von russisch-eurasischen Mafia-Strukturen, zu denen das BKA auch die armenische Mafia in Deutschland zählt.
Beweise fehlten damals
Das BKA hatte bereits zwischen 2009 und 2011 in Erfurt gegen die armenische Mafia ermittelt. Aus den Ermittlungsunterlagen, die MDR THÜRINGEN vorliegen, geht hervor, dass bereits damals schon der Verdacht des Drogenhandels bestand. Bewiesen werden konnte das damals jedoch nicht. Inzwischen ist es dem Thüringer LKA aber offenbar gelungen, die Strukturen besser zu beobachten und zu durchdringen. Z. und S. warten jetzt in Untersuchungshaft auf die Anklageerhebung durch die Staatanwaltschaft Gera. Die ist in Thüringen für die Organisierte Kriminalität zuständig.
Quelle: mdr
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